Die Revision der ISO 9001 kommt 2026

Der aktuelle Stand der ISO 9001 ist aus dem Jahr 2015. Eine Überarbeitung ist seit mehreren Jahren auf dem Weg. Am 27. August 2025 hat die Arbeitsgruppe der ISO nun den Entwurf der internationalen Norm (DIS) veröffentlicht. Die endgültige Veröffentlichung der ISO 9001:2026 wird für September 2026 erwartet. Organisationen haben nach der Veröffentlichung üblicherweise eine dreijährige Übergangsfrist, also bis September 2029, um die Änderungen umzusetzen.

Für Sie bedeutet das: Sie haben ausreichend Zeit, Ihr Qualitätsmanagementsystem an die neuen Anforderungen anzupassen oder auch erstmalig zu zertifizieren.

Die Revision 2026 bringt einige spannende Weiterentwicklungen. Zu den wichtigsten Neuerungen zählen:

1. Integration von Nachhaltigkeitsaspekten: Bereits im Frühjahr 2024 hatte die ISO den Unternehmen aufgegeben, die Relevanz des Klimawandels für das Managementsystem zu ermitteln und ggf. in den Prozessen zu berücksichtigen. Dafür wurde das sofort gültige Amendment (ISO 9001:2015/Amd. 1:2024) publiziert. Das Amendment wurde inzwischen in die Harmonized Structure (HS) und damit in den DIS der ISO 9001 aufgenommen. Damit bleibt das Thema weiterhin im Fokus. Zu bewerten ist under anderem

► Ist Ihr Unternehmen betroffen – etwa aufgrund von CO2-Anforderungen?

► Gibt es Auswirkungen auf Ihr Produkt- und Dienstleistungsportfolio?

Daraufhin müssen Unternehmen ihre Schlüsse ziehen, Risiken identifizieren und Maßnahmen ergreifen, etwa die Recyclingmöglichkeiten verbessern, den Energieverbrauch beziehungsweise den Medieneinsatz systematisch reduzieren oder auch ihren Fuhrpark anpassen. Der Klimawandel ist damit schon heute Teil der ISO 9001, und wird in der revidierten Norm weiterhin betont.

2. Erweiterung der Führungsverantwortungen: Die Unternehmensleitung muss zukünftig hinsichtlich des Qualitätsmanagementsystems Führung und Verpflichtung zeigen, in dem sie nachweisen, dass sie explizit eine Qualitätskultur sowie Integrität und ethisches Verhalten fördern. Neue Anmerkung in der Revision: „Die Kultur und Ethik der Organisation kann durch gemeinsame Werte, Überzeugungen, Geschichte, Einstellungen und beobachtete Verhaltensweisen nachgewiesen werden.“

3. Strategische Ausrichtung der Unternehmenskultur: Die oberste Leitung muss eine Qualitätskultur entwickeln, die den Kontext der Organisation beachtet und deren strategische Ausrichtung unterstützt.

4. Umgang mit Risiko-Chancen-Management:

Die Version 2026 der ISO 9001 gliedert den Abschnitt 6.1 in Unterabschnitte, um eine klarere Trennung zwischen Maßnahmen zur Bewältigung von Risiken und zur Verfolgung von Chancen zu ermöglichen.

Qualitätsziele und Planung zu deren Erreichung: Qualitätsziele müssen messbar sein, aber nur wenn dieses praktikabel ist Planung von Änderungen: Die Organisation muss bedenken wie
- die Wirksamkeit der Änderungen überprüft und bewertet wird.
- die Ergebnisse der Änderungen überprüft werden

5. Erweitertes Bewusstsein der gesamten Organisation zur Förderung einer Qualitätskultur und ethischen Verhaltens

Klausel 7.3 fügt eine neue Anforderung an das Bewusstsein der Mitarbeitenden hinzu, über das Verständnis von "Qualitäts-Kultur und ethisches Verhalten".

Das bedeutet aber auch: Die Kernanforderungen bleiben weitgehend gleich, sind hauptsächlich ergänzt, redaktionell überarbeitet und Inhalte sind sprachlich präzisiert und vereinheitlicht worden („Harmonisierte Struktur“). Wer also bereits mit der ISO 9001:2015 konform ist, wird keine allzu großen Anpassungen vornehmen müssen.

Die ISO 9001 ist ein globaler Standard – über 1 Million zertifizierter Organisationen weltweit nutzen sie als Rahmen für ihr Qualitätsmanagement. Entsprechend groß ist der Anspruch, die Revision gründlich, konsensbasiert und international abgestimmt durchzuführen. Zu den Gründen für den langen Zeithorizont zählen:

• Globale Beteiligung: Über 160 Mitgliedsländer sind in ISO Gremien vertreten, mit vielfältigen Erwartungen und Anwendungsfeldern.
• Anspruchsvolles Verfahren: Mehrfache Beteiligungsschleifen mit Korrekturen und Kommentierungsmöglichkeiten durch die nationalen Normungsinstitute
• Übersetzung und Abstimmung: Die Norm muss international in zahlreiche Sprachen übersetzt und publiziert werden
• Anwendungsbreite: Die ISO 9001 muss genauso für kleine Unternehmen wie multinationale Konzerne funktionieren – in der Industrie, Verwaltung und im Gesundheitswesen.

Eine Normenrevision ist auch immer eine Chance für eine Wirksamkeitsprüfung,bzw. einer Gap-Analyse des eigenen QM-Systems. Stellen Sie sich die Frage: Was können wir optimieren? Und: Berücksichtigen wir alle Veränderungen, auf denen jetzt der Fokus liegt schon ausreichend in unserem bestehenden QM-System?

Wenn Sie bereits zertifiziert sind, überprüfen und optimieren Sie jetzt Ihr bestehendes Qualitätsmanagementsystem. Ihr derzeitiges System ist nicht veraltet, es ist die bestmögliche Grundlage für die Version 2026.So schaffen Sie einen reibungslosen Übergang auf die neue Norm, ohne unnötigen Aufwand.

Für Unternehmen, die noch nicht zertifiziert sind, lautet mein klarer Rat: Warten Sie nicht bis 2026! Die Einführung der ISO 9001aus dem Jahr 2015 ist weiterhin sinnvoll, da die kommende Revision evolutionär ist und auf der Grundlage der „alten Norm“ eine schnelle und einfache Umstellung möglich ist.

Denken Sie daran: Die Übergangsfrist bis 2029 gibt Ihnen ausreichend Zeit für einen strategisch sinnvollen Plan – es lohnt sich, frühzeitig aktiv zu werden und gut vorbereitet zu sein. TÜV Rheinland ist ihr sicherer Partner in der Umsetzung Ihres Qualitätsmanagementsystems

Die Notwendigkeit von Revisionen bei der ISO 9001: Gründe und Hintergründe
Die Revision der ISO 9001, wie bei jeder internationalen Norm, ist notwendig, um sicherzustellen, dass sie weiterhin relevant, praxisnah und wirksam für Organisationen auf der ganzen Welt bleibt. Die Welt entwickelt sich ständig weiter, und dies betrifft auch die Geschäftsumfelder, Technologien, Marktanforderungen und regulatorische Rahmenbedingungen. Hier sind die Hauptgründe, warum Revisionen der ISO 9001 durchgeführt werden:

1. Anpassung an veränderte Geschäftsumfelder:
   Die Norm muss auf Veränderungen in der globalen Wirtschaft reagieren, wie z. B. neue Technologien, digitale Transformation, Globalisierung und Klimawandel. Unternehmen stehen heute vor ganz anderen Herausforderungen als noch vor 10 oder 20 Jahren.
2. Integration neuer Managementansätze:
   Führungs- und Qualitätsmanagementansätze entwickeln sich weiter. Neuauflagen der Norm können aktuelle Best Practices einbeziehen, wie z. B. risikobasiertes Denken, die Förderung von Agilität oder die Verbesserung der Kundenorientierung.
3. Förderung von Relevanz und Benutzerfreundlichkeit:
   Die Revision sorgt dafür, dass Organisationen die Norm anwenden können, unabhängig von ihrer Größe, Branche oder Komplexität. Ältere Versionen könnten Aspekte enthalten, die für moderne Unternehmen weniger praktikabel oder relevant sind.
4. Bessere Abstimmung mit anderen Standards:
   ISO 9001 wird oft mit anderen Normen wie ISO 14001 (Umweltmanagement) oder ISO 45001 (Arbeitsschutzmanagement) kombiniert. Revisionen berücksichtigen die sogenannte "High Level Structure" (HLS), um die Integration verschiedener Managementsysteme zu erleichtern.
5. Unterstützung neuer Anforderungen der Interessensgruppen:
   Kunden, Lieferanten, Regierungen und andere Stakeholder haben neue Erwartungen, z. B. in Bezug auf Nachhaltigkeit, soziale Verantwortung oder Cybersicherheit. Eine aktualisierte Norm spiegelt solche Anforderungen wider.
6. Wahrung der Glaubwürdigkeit von Zertifikaten:
   Wenn eine Norm veraltet ist, könnte die Glaubwürdigkeit von Zertifikaten leiden. Eine überarbeitete Norm stellt sicher, dass Zertifikate weiterhin relevant und weltweit anerkannt bleiben.
7. Regelmäßige Überprüfung durch die ISO:
   Die Internationale Organisation für Normung (ISO) überprüft ihre Standards mindestens alle fünf Jahre, um festzustellen, ob eine Aktualisierung erforderlich ist. Dies ist Teil des regulären ISO-Prozesses, um sicherzustellen, dass Normen auf dem neuesten Stand bleiben.

Die aktuelle Version der ISO 9001:2015 war ein bedeutender Meilenstein, da sie das risikobasierte Denken und die prozessorientierte Herangehensweise stärker in den Vordergrund rückte. Eine neue Revision baut typischerweise auf den Bedürfnissen der Anwender sowie den Rückmeldungen aus der Praxis auf. Deswegen gibt es in regelmäßigen Abständen Revisionen - diese nimmt veränderte Technologien, Marktanforderungen und regulatorische Rahmenbedingungen der vergangenen 10 Jahre auf.

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